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Auf keinen Wodka mit Lado

Lado
Während ich am vergangen Donnerstag eine Protestaktion zur Freilassung des belarussischen Menschenrechtlers Ales Bialiatski vor dem Parlament fotografierte, wurde ich von einem älteren Herren angesprochen. Erst auf Russisch, nachdem ich sagte woher ich komme dann auf (gebrochenem) Deutsch. Damit kamen wir schnell ins Gespräch. Nach wenigen Sätzen lud mich Lado, so sein Künstlername, zu sich nach Hause ein, um mir ein paar seiner Werke zu zeigen. Er erwähnte zwar, dass er mir seine Bilder verkaufen wollte, doch vor allem wollte er sich mit mir unterhalten.

Lado kam scheinbar schon zu Sowjetzeiten viel herum, er behauptete ein Künstler und Schriftsteller zu sein. Er sei schon überall gewesen, auch in Paris und in London – nur in Deutschland eben noch nicht. Dabei sprach er nach all den Jahren ein passables Deutsch, wenn man bedenkt, dass er zu Schulzeiten gelernt hatte. Der selbsternannte Monarchist war ein echter Kosmopolit der alten Intelligenzija könnte man meinen. In seinem Haus angekommen , bestätigte sich das nicht nur anhand der zahlreichen Königsfamilien an den Wänden und unzähligen internationalen Zeitungsschnippseln.

Lado

In seinen vier Wänden prallten unendliche Fotomotive auf mich. Doch eigentlich lud er mich ja zu sich ein, um mir seine Gemälde zu zeigen um mir diese natürlich auch zu verkaufen. Für 30€ hätte ich diese kaufen können, um sie dann, nach seinem Bekunden, für den zigfachen Preis in „Europa“ weiterzuverkaufen – deswegen sollte ich auch gleich mehrere nehmen. Da ich ihm gleich zu verstehen gab, dass ich keinerlei Geld dabei hatte, rückte er auch schnell vom „Verkaufsgespräch“ ab und führte mich durch seine vollgehängte Wohnung. Am Wohnzimmertisch erzählte er mir dann bei Kippe und Kerzenschein seine Lebensgeschichte.

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Wieviel davon stimmt, ist selbstredend schwer zu sagen, zu fantastisch klangen seine Erzählungen von Ausstellungen und Bekanntschaften. Leider verstand ich auch nur die Hälfte, da er nur noch russisch mit mir sprach, nachdem ich ihm sagte, dass ich das „tschut-tschut“ könne. Letztendlich konnte ich mich aus der ganzen Sache nur herausreden, indem ich ihm zusagte am Montag (also heute) wiederzukommen – dann sollte ich einen Wodka mit ihm trinken. Beides musste ich leider absagen. Wer aber Lust hat, den netten Herren und seine Bilder kennen zu lernen, dem kann ich gerne zu ihm führen.

Lado
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Beitrag abgelegt unter: Fotos Georgien Tbilissi