Es lag quasi auf der Hand mit Sven, Kumpel eines Mitbewohners und bei uns zu Besuch für ein paar Tage, ein weiteres Ziel meiner „Liste“ abzuhaken: den Klosterkomplex Dawit Garedscha an der Grenze zur Aserbaidschan. Nicht nur, dass das Kloster in einer atemberaubenden Landschaft eingebettet ist, auch die Anfahrt dorthin ist bereits ein Abenteuer für sich. Denn abseits jeglicher Zivilisation ist das in der ostgeorgischen Steppe liegende Kloster nur mit dem Auto zu erreichen.
Es gibt zwei verschiedene Wege dorthin zu gelangenen, einerseits über Rustawi im Süden Tbilissis oder über Sagaredscho im Osten der Hauptstadt. Von beiden Orten geht es dann über mehr oder weniger befestigte Straßen sowie Schotterpisten bis zum abgelegenen Ziel. Der vermeindlich bessere Weg führt über Sagaredscho, er wird von dem kleinen Städtchen aus ebenfalls relativ gut ausgeschildert. Ich habe mir aber sagen lassen, dass die Anfahrt über Rustawi auch kein größeres Problem darstellt.
Sven und ich fuhren also mit der Marschrutka nach Sagaredscho, eigentlich sogar bis nach Badiauri. Denn der Fahrer vergaß uns im richtigen Ort herauszulassen und auch ich konnte, auf der Hinterbank sitzend, nicht genau sehen wo wir uns genau befanden und verließ mich natürlich auch auf den Fahrer. Aber letztendlich war das nicht allzu schlimm, wir stellten uns einfach auf die andere Straßenseite um die rund 24 Kilometer zurück zu trampen.
Das dritte Auto hielt an und nahm uns mit. Eine junger Georgier fuhr uns, der zeitweise in Brüssel gelebt hatte und sich über uns Touristen freute. Er regelte dann auch gleich unsere Weiterfahrt mit dem Taxi, dessen Fahrpreis selbstredend noch nachverhandelt werden musste. Für schlussendlich faire 60 Lari ging es dann – nach kurzer Orientierungslosigkeit ob des richtigen Weges seitens unseres Fahrers – über Stock, Stein und Pfützen nach Dawit Garedscha. Allein die Fahrt dorthin war das Geld schon wert: keinerlei Bäume weit und breit, Viehherden und schier endlose Weiten, sodass man sich in Zentralasien verortet fühlen konnte.
Nach mehr als einer Stunde kamen wir dann auch am Ziel an. Zwei gelangweilte georgische Soldaten im Schatten sitzend und die nahe Grenze „bewachend“ begrüßten uns. Neben einem weiteren Pärchen waren wir die einzigen Besucher. Unser Fahrer gab uns eine halbe Stunde um das Kloster und vor allem die Nahe Umgebung auszukundschaften – seine Frau wartete bereits mit dem Abendessen auf ihn.
Das eigentliche Kloster samt seiner in den Fels gehauenen Räumlichkeiten war schon ziemlich interessant, doch der kurze Aufstieg auf den dahinter liegenden Berg übertraf das bisher Gesehene noch um Längen:
Nach nur fünf Minuten „oben“, mussten wir dann auch schon wieder herabsteigen. Auf dem Rückweg kamen wir durch das einzige Dorf auf dem Weg, Udabno (das ist auch der Name des Berges an dem sich Dawit Garedscha befindet), wo ein paar Frauen winkend auf sich aufmerksam machten. Der Fahrer fragte uns ob wir etwas dagegen hätten drei von ihnen mitzunehmen, was wir selbstverständlich verneinten.
So wurde auf der Rückbank zusammengerückt und zurück in Sagaredscho bedankten sich die Damen mit hausgemachten Chatschapuri – für Nettsein wurde man schließlich noch nie bestraft, ist mal wieder die Quintessenz. Die Rückfahrt nach Tbilissi verging dann auch wie im Flug und zu Hause angekommen fand sich mit diesem Tagestrip auch endlich der richtige Anlass Sebastians eisgekühltes Sternburg-Bier zu öffnen.
Alle Fotos gibt es hier.