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Akademgorodok

Vor dem Theater- und Operngebäude warten dutzende Busse auf die fast 1000 „Interraeaner“ um sie zum Wissenschaftsstädtchen und Innovationszentrum Akademgorodok, einem Vorort Nowosibirsks, zu bringen. Bevor sich die riesige Kolonne endlich in den Gang setzt, wird noch die Strecke für den Straßenverkehr gesperrt. Ein Polizeiauto setzt sich vor den ersten Bus und nur wenig später geht es mit Sirenen und Blaulicht durch die morgendliche Rush-Hour. Wir können natürlich „rushen“, wohingegen die arbeitende Nowosibirsker Bevölkerung der Gegenrichtung ins Lenkrad beißt.

In Akademgorodok angekommen bilden wir Blogger ein eigenes Grüppchen und beziehen in einer etwas entfernt gelegenen Bar Stellung. Das heißt, wir ziehen die Tische zusammen, ich baue Laptop auf und wir warten auf unser Frühstück. Endlich sind wir eine überschaubare Gruppe und bekommen heute auch einen Dolmetscher gestellt. Einer anregenden Diskussionsrunde steht also nix mehr entgegen.

In gut drei Stunden kommt dann endlich mal richtig Fahrt auf beim Thema „Blogging and Education“ – auch Dank Simon, der mit zwei Assen im Ärmel glänzen kann. Einerseits war er Waldorfschüler und andererseits betreibt er einen Blog zur Digitalisierung. Es wird klar, dass eben selbige nicht mehr aufzuhalten ist, besser früher als später auch in der Schule und noch stärker in den Universitäten Einzug halten sollte und das die heutigen Strukturen von Autoritäten und Hierarchien verschwimmen und zum Teil auch verschwinden werden. Diese Entwicklung und die Tendenzen, so stellen wir gemeinsam fest, sind in Russland und Deutschland auf sehr ähnlichem Stand. Auch die Standpunkte unterscheiden sich nur in Details.

Das Mittagessen nehmen wir dann in einer zur Mensa umfunktionierten Sporthalle ein. Im Gegensatz zur natürlich eher weniger einladenden Umgebung sind die drei Gänge mal wieder sehr ansprechend. Danach folgt eine endlose erscheinende Busfahr-, Aussteig-, Besichtungs- und wieder Einstiegsorgie quer durch Akademgorodok.

Gegen 19 Uhr ist auch dieser Teil überstanden und alle Busse setzen sich zum nur wenige Kilometer entfernten Ort Koltsowo in Bewegung. Endlich sehen wir die berühmt berüchtigten Sibirischen Birkenwälder mal bei Tageslicht. In Koltsowo wurde von den Organisatoren ein wirklich sehr nettes kleines Ethno-Festival auf die Beine gestellt. In einem für die Teilnehmer abgetrennten Bereich gibt es gegrilltes Fleisch und Gemüse in zahlreichen Varianten. Dazu süße Köstlichkeiten, Salate und Brot – was will ein leerer Magen mehr. Anschließend schlendern wir noch ein wenig über das Festivalgelände, machen Fotos und lauschen der Musik.

Etwas eher als geplant machen Simon und ich uns dann mit einem der Busse auf dem Heimweg, was für uns den Vorteil hat, vor dem Ins-Bett-gehen noch mal in Ruhe arbeiten zu können.

PS: Eines meiner geposteten Fotos, das mit Putin, ist heftigst in der russischen Bloggerszene eingeschlagen und hat es nun auch in die traditionellen Medien geschafft. In einer der größten russischen Nachrichtenagenturen wurde das Bild aufgegriffen: NR2.ru

Das sorgte für einen nie zuvor bekannten Ansturm an Besuchern: 2431 Visits am 11. September!

Nachtrag (12.09.09): Madlene hat für mich den Artikel von NR2 aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt – PDF

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