Vor mindestens fünf Jahren war ich das erste Mal beim Rugby. Damals war es das Thüringen-Derby irgendeiner unteren Liga zwischen Jena und den Gästen aus Erfurt. Bei meinem zweiten Spiel war ebenfalls ein Derby angesagt. Diesmal allerdings ein weitaus politisierteres: im Tbiliser Lokomotive-Stadion trafen im Rahmen des European Nations Cup die Georgier auf die Russen.
Dass das Spiel vor allem dazu diente, seine „Meinung“ gegenüber dem nördlichen Nachbarn kund zu tun und das angekratzte „nationale Selbstbewusstsein“ zu stärken ist sicherlich etwas zu kurz gefasst, denn der Rugby-Sport hat dem Fußball schon seit längerem den Rang abgelaufen. Das liegt einerseits daran, dass in Georgien schon seit Jahrhunderten ein ähnliches Spiel gespielt wird und dass auch die Nationalmannschaft recht erfolgreich ist – besonders gegen Russland (nur eine Niederlage seit der Unabhängigkeit bei 14 Spielen). So war dann auch das Endresultat mit 46:0 mehr als eindeutig. Vor ausverkauftem Haus wurde zwar ordentlich Stimmung gemacht, es gab sogar eine Choreographie und die Leute sprangen beim Punktgewinn von ihren Sitzen. Doch irgendwie blieb alles noch im Rahmen, hitzig wurde es nie. Das lag vielleicht an der schieren Überlegenheit oder vielleicht auch am eisigen Wind, der der Märzsonne entgegenkämpfte.
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