Sonntag Morgen 9.15 Uhr, eiskalter Wind weht über den Jenenser Busbahnhof. Fünf wackere Saalepiraten fanden sich zu dieser zum Teil sehr sehr frühen Zeit zusammen, um ins 300km entfernte Ingolstadt im Nachbarstaat Bayern zu pilgern.
Etwas später kommt auch unser Mobil an, wir haben heute die Ehre mit einem Opel Vivaro zuf fahren. Johannes sitzt schon hinter dem Lenkrad. Dank ihm fahren wir auch mit dem Kleinbus und nicht mit der Bahn oder mehreren Autos.
Da das Auto deutlich mehr Mitfahrer verträgt haben wir alle genügend Platz. Auch die Bier- und Fressrucksäcke dürfen auf einem extra Platz stehen. Dem Guten-Morgen-Bier folgt die Guten-Morgen-Musik. Mit Blümchen, Das Modul und East-17 geht es mit ein paar obligartorischen Halten an Pakrplätzen straight nach Ingolstadt. Die Fahrt auf der A9 bietet wenig spannendes, links und rechts befinden sich nur bayrische Dörfer und ein IC-Bahnhof inmitten von Nix. Was die hier im Westen so alles haben!?
Als wir die Autobahn in Ingolstadt verlassen, wird unser Klassenausflug jäh unterbrochen und uns wird deutlich bewusst gemacht, dass wir Fussballfans sind und die sind nunmal immer böse. Zwei Sixpacks des bayuwarischen Sondereinsatzkommandos gegen Terrorismusbekämpfung zieht uns aus dem Verkehr heraus und kassiert sicherheitshalber ersteinmal alle Personalausweise ein. Wir sollen einem Fahrzeug folgen, welches uns auf einen Autohausparkplatz lotst.
Dort stehen gefühlte zwei Battalione von Team Grün/Schwarz. Jeder auch noch so waghalsige Fluchversuch würde womöglich schon im Keim erstickt bleiben. Wir dürfen inmitten des ganzen Pulks parken und auch erstmal im Wagen sitzen bleiben. Immerhin wird uns das Bier trinken nicht verwehrt – logischerweise nur dem Fahrer! Bei einigen drückt die Blase und wir dürfen in Einzelbeobachtung mit einem persönlichen Begleiter in an eine Häusecke urinieren. Völlig straffrei.
Zu Leidwesen der Hundertschaften tauchen unsere Namen nicht in der Kartei für Straftäter Sport auf und so müssen sie uns alle einzeln durchsuchen, ob wenigstens noch irgendwas illegales bei uns zu finden und uns den sonnigen Sonntagsausflug zu versauen. Doch leider hat keiner eine Pistole, Machete oder auch nur einen Knallfrosch dabei, sodass sie uns von dannen ziehen müssten. Wir winkten freundlich zurück und hauten die Blümchen CD in den Player. Nun kann endlich Fussball beginnen.
Nach etwas Suche im Gewerbegebiet, vorbei am Flohmarkt und Venus Palace, kamen wir zum kostenlosen schmucken Parkplatz. Doch wir sahen nirgendwo auch nur irgendein Anzeichen für ein Stadion, Arena oder Dorfplatz. Aber in Ingolstadt hatte man sich etwas besonders für uns Fans überlegt: kostenlose Pendelbusse zum Stadion. Gut, auch nicht schlecht, musste man somit nicht unnötig laufen. Tut der Figur ja eh nur gut!
Nach fünf-minütiger Fahrt durch Doppelhausgegenden und durch landwirtschaftlich genutzte Felder kamen wir am „Stadion“ an. Die erste Frage die wir uns stellten: „Hier sollte Zweitligafussball gespielt werden?“. Anders sah vermutlich das „Stadion“ in Hoffenheim auch nicht aus. Eine kleine Haupttribüne mit gegenüberliegenden Stehgeraden für die „Ultras Kommando Ingolstadt“ und uns Gästefans. An einem Ende des Platzes war dann noch ein „VIP“-Zelt aufgestellt. An diesem war auch ein Flatscreen als Stadionanzeige angebracht. Kreisliga-Feeling pur!
Der Eintritt war mit acht Euro völlig OK, auch der Stadionwerbeanzeiger war kostenlos – aber beim Anblick der Essenpreise wurde uns dann doch anders. 3,20€ für eine sogenannte Bratwurst und 3,30€ das Leichtbier oder für die alkholfreie Plürre. Immerhin war die Strehtribüne neu und bröckelte noch nicht, auch der Rasen sah eher künstlich aus. Vor dem Anpfiff versuchte dann der „R-rollende“ Stadionsprecher die „Massen“ anzuheizen. Bei 5200 Zuschauern, vermutlich nahezu die Hälfte aus Rostock gelang dies noch nicht einmal in Ansetzen.
Das Spiel ging los, Hansa ging in Führung und die Stimmung war gut. Unser 6-jähriger Nachwuchscapo durfte die Stimmung im Block regieren, doch es blieb bis auf ein paar Ausnahmen ungewohnt ruhig. Zur Halbzeit stand es dan nauch schon wieder 1:1. Aber noch war alles drin!
Nachdem sich einige Fans beim Capo beschwerten startete der Support wesentlich druckvoller. Aber nur kurz, denn Gledson kassierte gleich in der 46 Minute seine zweite Gelbe Karte im Spiel und Rostock geriert nur wenige Minuten danach in Rückstand. Na prima, immerhin war aber das Wetter schön. Nach dem 3:1 Treffer für die Heimmannschaft wurde dann komplett auf Familienausflug umgeschaltet und die Welthits ausgepackt: „Kartoffelsalat, „In Ingolstadt, in Ingolstadt dort holen wir unseren Audi ab“, „In Ingolstadt, in Ingolstadt dort holen wir den UEFA-Cup“ , „Bulette mit Mett“ und „Uschi is behaart“. Auch erfuhren wir vom Capo, dass jene Uschi auch die besten Buletten macht und das die Leute rechts hinter uns im Block aus Frankfurt kamen und ich aus Rostock. Lustig wars allemal, denn immerhin lenkte es vom Trauerspiel des FC Hansa auf dem Rasen ab.
Am Ende hiess es dann 4:2 gegen uns. Der Familientag blieb also erfolglos. Doch immerhin wurde die Heimreise noch effektiv genutzt indem wir uns durch die Top 555 der Chart hörten und unsere Sängerknabenqualitäten auch beim weiblichen Publikum in Stau eindrucksvoll gewürdigt wurde!
Ganz besonderen Dank an Johannes, unserem Fahrer und Organisator der Tour. Ich hoffe auf eine Neuauflage, mit mehr Mitfahrern und positiveren Endergebnis. Kapern!