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Durch die Nacht nach Tomsk

Das 1. Internationale Jugend Innovastions Forum Interra ist sehr präsent in Nowosibirsk. Fast alle 10 Meter trifft man auf die riesigen schwarzen Plakate, die verkünden was in den nächsten vier Tagen hier stattfinden soll: „The “Interra” Forum is an exhibition of the newest technologies and innovative projects in science, culture and society, a meeting place for domestic and foreign specialists and a ground for exchanging experience and signing contracts.“

Mittlerweile haben auch fast alle Teilnehmer ihre berühmt berüchtigten Badges abgeholt und das Registrierungszentrum, in dem wir Blogger gerade sitzen, dünnt sich so langsam aus. Die Hauptsprachen sind zwar Russisch und Englisch, aber uns hat sich auch Anastasia von der russisch-deutschsprachigen Sibirischen Zeitung (Sibirskaja Gazeta) angeschlossen.

Dank Anastasia haben wir auch einen prima Dolmetscher an die Hand bekommen, denn unsere „persönliche“ Fahrerin Swjeta mit ihrem Jeep spricht weder Englisch noch Deutsch. Nach der obligatorischen Stadtrundfahrt im Reisebus, die wir am großen Opernhaus abbrechen, gehen wir vier, Simon, Anastasia, Swjeta und ich, erst einmal in einem Russischen Gasthaus essen. Dabei fragt uns Swejta ganz spontan ob wir denn nicht Lust hätten uns mal Tomsk, gut 250km entfernt, und die dortige Altstadt anzuschauen.

Über Buckelpisten aber auch gut asphaltierte Straßen geht es der Studentenstadt entgegen. Auf halber Strecke darf auch ich einmal das Steuer übernehmen und abwechselnd Busse und LKW’s überholen. Zwar ist 90 km/h die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf Überlandstrecken, nur diese Grenze wird aufgrund der Fahrbahn fast nie überschritten. Fast an jeder Oblastgrenze gibt es dann am Straßenrand eine Milizja-Station, wo man sehr langsam vorbeifahren muss und die Polizei nach gut Dünken die Fahrzeuge kontrolliert.

Es kommt, wie es kommen muss und auch wir, beziehungsweise ich, werden herausgewunken. Das erste Mal von der Polizei gestoppt und dann gleich in Russland. Ich krame also nach meinem EU-Führerschein und Swjeta nach den Fahrzeugpapieren. Diese sind zwar in Ordnung, nur bemängelt der Kontrolleur, das man eigentlich eine „amtliche Übersetzung von einem Notar“ für meinen Führerschein bräuchte. Nach ein paar Diskussionen und netten Worten dürfen wir aber ohne Strafe weiterfahren. Ab nun übernimmt aber Swjeta wieder das Steuer.

Es ist kurz nach Mitternacht als wir Tomsk erreichen. Gut eine Stunde lang schlendern wir durch die fast menschenleere, aber sehr gut erhaltene Stadt. Im Gegensatz zum sehr modernen und neuen Nowosibirsk gibt es in Tomsk noch viele über hundert Jahre alte Fachwerkhäuser und weitere Relikte der Vor-Sowjetzeit.

Weit nach Mitternacht machen wir uns wieder auf den langen Rückweg.

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