Auf Einladung der FH Jena und der ThULB (Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek) hielt Dr. Gottfried Langenstein, Präsident beim deutsch-französischen Sender ARTE sowie Vorsitzender der Geschäftsleitung von 3sat, einen kurzweiligen aber stark zum Nachdenken anregenden Vortrag zum Thema: „Europas Kultur und Medien in der globalisierten digitalen Welt“.
Knapp eine dreiviertel Stunde sprach Langenstein vor einem bunt gemischten Publikum. Er begann seinen Vortrag bei der Gründungszeit der transnationalen europäischen Sender. Schon zu Anfang und immer wieder im Laufe seiner Erläuterungen merkte er die Naivität der Europäer im Allgemeinen und der Deutschen im Besonderen an, wenn es um das Erkennen von Märkten und Zukunftsstrategien – Stichwort: Internet – geht. Er hob die Auffassungsgabe der „Kaufleute aus Amerika“ hervor.
Als Beispiel nannte er die Fotoagenturen von Bill Gates und Paul Getty (beide Markführer im Bereich der digitalen Fotorechte), die sofort nach dem Fall des Eisernen Vorhangs auf den sich öffnenden osteuropäischen Markt drangen und sich dort die Bildrechte der wichtigsten Museen und Sammlungen sicherten. Die Strategie war, die zum Teil wirre Umbruchszeit zu nutzen, kostenlose Hilfe anzubieten, sei es bei der Archivierung oder dem Bereitstellen von Technik. Als einzige Gegenleistung sollten die Rechte am (digitalen) Bild dienen. Erst viele Jahre später merkte man, welchen Deal man eingegangen war.
Langenstein äußerte auch Kritik, als er auf die deutsche Außenpolitik bei europäischen oder weltweiten Fragen eingeht. Für ihn sei es unverantwortlich, Personen mit keinerlei Fremdsprachkenntnissen in international bedeutsame Ämter zu befördern (konkret nannte er Öttinger und Westerwelle). „Das Land braucht die Kultur, die Erfindungen, da es keine Rohstoffe hat“, diese sollte man auch im Austausch miteinander bewahren und zu nutzen wissen. Hier sah Langenstein den größten Nachholbedarf: „Da machen es die Franzosen besser, die ihre trilingualen Experten nach Brüssel schicken“.
Gleichzeitig sprach er sich für ein größeres Verständnis innerhalb verschiedener Kulturkreise aus und nahm die Medien in die Pflicht, da sie die Aufgabe hätten, „die Geschichte wechselseitig zu erzählen“. Als Beispiel nannte er die Sendereihe über die Kreuzzüge aus arabischer Sicht bei seinem Sender ARTE oder ein Filmprojekt zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mit deutschen sowie russischen Autoren und Regisseuren.
Im Nachhinein bleibt festzuhalten, dass die Redezeit deutlich zu kurz war, da die meisten Themen nur angerissen werden konnten. Es wurde deutlich welches Potential und welch spannenden Inhalte dieses Thema bereithielt. Dr. Gottfried Langenstein stellte sich als redegewandter und sympathischer Experte heraus, der Lust dazu machte, einmal mehr bei „seinem“ ARTE reinzuschauen.