Das Finish einer Hausarbeit hat mich davon abgehalten die Fotos der Fototour durch Tbilisi nicht wie versprochen am Freitag einzustellen. Das ursprüngliche und alleinige Ziel am letzten Donnerstag war eigentlich der Zeremonienpalast. Für mich das architektonische Highlight der Stadt, in der jede Kirche gleich aussieht. Der Zereminienpalast wurde 1985 mit Unterstützung des damaligen sowjetischen Außenministers und späteren georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse (der übrigens einen Ehrendoktortitel der FSU Jena verliehen bekommen hat) über der Kura errichtet. Der Zweck des Gebäudes erschließt sich mir nicht ganz, ich nehme aber an, dass es insbesondere für Hochzeiten genutzt wurde. Die Betonung liegt auf wurde.
Denn ich hatte vor, den Palast auch aus der Nähe zu Fotografieren. Im Kopf legte ich mir schon einige Blickwinkel und Details zurecht, die interessant sein könnten. Doch am Gebäude angekommen, es befindet sich etwas außerhalb der Innenstadt in der Nähe der Metrostation „300 Aragveli“, musste ich feststellen, dass das nicht so einfach möglich war. Da der Palast direkt an einer Felswand errichtet wurde und herum eine meterhohe Mauer führte, beschränkten sich die Zugänge auf deren zwei. Der erste, scheinbar der frühere offizielle Eingang, war mit einem riesigen verschlossenen Eisentor versprerrt – zusätzlich gesichert durch eine Überwachungskamera. Da hinter dem Tor ein Jeep stand, ließ ich vom Versuch ab über die Absperrung zuklettern. So machte ich mich auf die Suche nach einem weiteren Eingang. Der befand sich dann oberhalb der Felswand. Dort war das Eingangstor zwar offen, ich freute mich schon, doch ein Wachmann kam alsbald auf mich zu und deutete mir an, dass auch hier kein durchkommen möglich wäre. Zureden, dass ich doch nur zur „Kirche“ wollte, um Fotos zu machen, erwiederte er nur mit den in Georgien beliebtesten Wörtern „Ara, ara!“ („Nein, nein!“).
Was blieb ist ein Foto von „unten“.
Damit musste ich mich wohl oder übel dem georgischen Sicherheitssystem fügen, um mich anschließend auf den Fussweg zurück in die Altstadt zu machen. Denn ich wusste, dass man von der anderen Kuraseite einen schönen Blick auf die Felswand und die darauf stehenden Häuser hatte. In der Altstadt stattete ich dann noch dem Bäderviertel und der Nariqala-Festung einen Besuch an.
Letztendlich war der Tag bestmöglich gewählt, da es am Freitag anfing zu schneien und mittlerweile die Stadt von einer 10 Zentimeter hohen Schneedecke und dem daraus folgenden Verkehrschaos eingedeckt wurde.