Im strömenden Regen hält der Nachtzug in Sugdidi. Ein früher Sonntagmorgen in der Hauptstadt der Region Mingrelien und Oberswanetien ganz im Westen, nur einen Steinwurf von der abchasischen Grenze entfernt, erwartet uns damit sehr unfreundlich. Nicht nur, dass die wenigen Sehenswürdigkeiten, wie der botanische Garten oder der Dadiani-Palast aufgrund der Jahreszeit eher unansehnlich beziehungsweise schlicht noch nicht geöffnet haben, auch das Wetter verbessert sich im gesamten Tagesverlauf nicht mehr. Die Zeit bis zum Anpfiff des örtlichen Erstligafußballspiels gegen die Mannschaft aus Gori vertreiben wir uns in einer der wenigen Restaurants mit Tee, fettigem Essen und endlosen Mau-Mau-Spielen.
Am frühen Nachmittag fahren wir dann per Taxi zum reizlosen Wochenendgekicke, um dann mit gleichem Gefährt nach dem Spiel zum Abfahrtsort der Marschrutkas nach Mestia zu kutschieren. Die 2000-Einwohner Kleinstadt auf 1400m Höhe – eins von Herrn Saakaschwilis touristischen Vorzeigeprojekten – befindet sich von da aus mehr als drei Stunden über Serpentinen, Tunnel, Schluchten und Brücken entfernt.
Oben kennt scheinbar jeder jeden, sodass es nicht verwunderlich ist, dass unser Martschrutkafahrer die Hostelleitung, eine Studentin aus Tbilissi, über unser Ankommen informiert und sie schon bereit steht. Wir haben Glück, denn wir sind nicht nur die einzigen Gäste (kein wirkliches Wunder ob der Jahreszeit…), auch lassen sich im ein wenig verwaisten Mestia auch noch ein paar Bier für einen gemütlichen und vor allem warmen Abend vorm Kamin besorgen.
Der darauf folgende Morgen überrascht uns nicht nur mit abermals zugefrorenen Wasserleitungen, sondern vor allem mit einem herrlichen Ausblick auf die umliegenden Berge inklusive blauen Himmel und strahlenden Sonnenschein. Nach einem abermals ausgedehnten sowie deftigen Frühstück machen wir uns erst wandernd zurück nach Sugdidi, um dann nach etlichen Kilometern von einer Marschrutka aufgelesen zu werden. Wieder unten angekommen müssen wir dann erstaunt feststellen, dass bereits alle Tickets für die Liegewagen des Nachtzuges zurück in die Hauptstadt vergriffen sind. So müssen wir in den sauren Apfel beißen und nicht nur 3 Lari mehr für den zugegebenermaßen luxuriöseren Sitzwagenabteil zahlen, wir haben auch das Vergnügen die Rückfahrt mit einem erzählfreudigen Koreaner sowie einer trink- und feierlaunigen Hochzeitsgesellschaft zu verbringen. Da freut man sich gleich doppelt auf das eigene Bett.
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