So sah die Bobbahn während der Olympischen Spiels vor 30 Jahren aus
Mehr als zwei Stunden dauert der Aufstieg von der Sarajevoer Altstadt hinauf auf den Trebević. Gut 500 Höhenmeter gilt es zu überwinden, ehe man die zugewucherte Bobbahn der Olympischen Winterspiele von 1984 auf dem Berg südlich der bosnischen Hauptstadt erreicht. Noch ein paar Meter mehr sind es bis zum Aussichtspunkt, der unmittelbar über der Bobbahn einen herrlichen Blick auf Sarajevo.
Kaum hat man eine der vielen Brücken über die Miljacka überquert, schon hört das wuselige Treiben in den schmucken aber engen Gässchen rund um den Baščaršija-Basar auf und der Alltag eines bosnischen Samstagmorgens beginnt: An ihren Auto schraubende Männer, Frauen die Wäsche aufhängen und ballspielende Kinder. Je weiter man sich von der Innenstadt entfernt, desto größer werden die Gärten um die Einfamilienhäuser und desto lauter kläffen die Hunde. Als schließlich die geteerte Straße in einen Schotterweg übergeht, sind es nur noch wenige Gehminuten bis zum Olympiagelände – oder von dem, was davon übrig geblieben ist.
Bevor man die Bobbahn erreicht, erinnern bereits drei zerschossene Häuser auf einem Hügel daran, dass das Gebiet während der Belagerung Sarajevos von 1992 bis 1996 zur Frontlinie gehörte. Denn nur acht Jahre nach dem Ende der Winterspiele nutzten die bosnisch-serbischen Streitkräfte der Republika Srpska den strategisch günstig gelegenen Berg für ihre Artilleriestellungen, um von dort den bosniakisch-kroatischen Stadtteil zu beschießen. Die Stadt konnte aber letztendlich nicht eingenommen werden.
Dass diese strategisch wichtige Position hart umkämpft wurde, zeigen nicht nur verminte Berghänge – die zumindest in Stadtnähe aber weitestgehend gesäubert zu sein scheinen – sondern auch die Schießscharten, die in die Bobbahn geschlagen wurden. Nach dem Ende des Bosnienkrieges verwilderte und zerfiel die Anlage zusehends. Denn die Beschädigungen an der Bahn und der Diebstahl sämtlicher Kühleinrichtungen und -rohre schlossen eine kostengünstige Reparatur über lange Zeit aus.
Für die Anlage gibt es aber dennoch ein Happy End: Einige Abschnitte wurden mittlerweile soweit hergerichtet, dass sie wieder genutzt werden können. Vorerst zwar nur auf Räderschlitten, allerdings ist künftig auch die Nutzung mit Naturschnee geplant. Darüber hinaus soll die Bahn für das im Winter 2017 stattfindende Europäische Olympische Jugendfestival weiter renoviert werden.