„Nur die LDPR wird Russland retten!“
Am 23. Februar wird in Russland sowie einigen anderen postsowjetischen Staaten der „Tag des Verteidigers des Vaterlandes“ gefeiert. Der Festtag wurde im Jahr 1922 von Lenin in Gedenken an die Rote Armee eingeführt und ist seit einigen Jahren auch arbeitsfrei. Anlässlich des Feiertages mobilisierte das Krasnojarsker Regionalbüro der Liberal-Demokratischen Partei Russlands (LDPR) zu einer Kundgebung (auf russisch: „Miting“) auf dem Roten Platz im Zentrum Krasnojarsks.
Anders als der Parteiname vermuten lässt, ist die seit den ersten russischen Parlamentswahlen 1993 in der Duma vertretende LDPR weder liberal noch demokratisch, sondern deutlich nationalistisch-populistisch ausgerichtet. Denn rechtsextreme und anti-westliche Phrasen gehören zum Standardrepertoire der Parteivertreter. Geprägt wurde und wird die LDPR durch ihren Gründer und Anführer Wladimir Schirinowski. Der Spiegel nennt ihn ein „nationalistisches Schreckgespenst“ und „Russen-Hitler“, Russland-Aktuell einen „nationalistischen Polit-Clown“. Zwar gilt die Partei in der Öffentlichkeit als Protestpartei, in entscheidenden Abstimmungen votiert sie aber ganz auf Linie mit Wladimir Putins Regierungspartei Einiges Russland.
Auch auf dem Roten Platz wurde die Unterstützung für den russischen Präsidenten deutlich. Bereits die Ankündigung zur Kundgebung lies nichts Gegenteiliges erwarten, so war auf der Webseite des lokalen Parteiablegers neben auf den Feiertag gemünzten Losungen, wie „Starke Armee – starkes Russland!“ oder „Ruhm den russischen Soldaten!“, auch zu lesen, dass man Russen überall verteidigen solle – oder einfach „Noworossija ist Russland!“.
Noch weniger wurde auf der Versammlung ein Blatt vor den Mund genommen. Die Redner riefen zum Zusammenhalt innerhalb der russischen Nation, zur Propagierung und zum Hochhalten der eigenen Ideale auf. Als ein Sprecher allerdings „die Krim ist unsere“ ausrief und dem ein kräftiges „Hurra“ folgen lies, war die Erwiderung der größtenteils aus Studierenden bestehenden Anhängerschaft eher zurückhaltend. Erst nach einem weiteren Anlauf wehten lautere Rufe über den Platz.
Festzuhalten bleibt, dass ich das sehr junge Durchschnittsalter der Teilnehmenden so nicht erwartet hätte, ich war ehrlich gesagt sogar etwas geschockt. Entweder finden verkürzte populistische Parolen und nationalistische Rhetorik (welche auch das russische TV-Programm prägt) – insbesondere vor dem Hintergrund des aktuellen Ukraine-Konflikts – bei jungen Russinnen und Russen besonderen Anklang. Oder die Anhängerschaft wurde für ihr Kommen bezahlt, wie man dieser Tage durchaus spekulieren kann. Aber vielleicht war es einfach die Hoffnung auf ein gutes Essen nach dem Ende der Kundgebung, was die Studierenden an ihrem freien Tag auf den Roten Platz lockte.