Uferpromenade in Diwnogorsk am Jenissei
Zu einer der wenigen Regelungen die in Russland besser gelöst sind als in Deutschland, gehört die Festlegung, das auf ein Wochenende fallende gesetzliche Feiertage am darauffolgenden Arbeitstag nachgeholt werden. So kam es, dass der Montag unterrichtsfrei war, da der Internationale Frauentag in Russland ein Feiertag ist. Das Wetter zeigte sich von seiner allerbesten Seite, sodass ich spontan zwei Kommilitonen dazu überredete sich mit mir den nahe gelegenen Krasnojarsker Stausee einmal anzuschauen.
Dieser ist nich nur auf der Rückseite des 10-Rubel-Scheins abgebildet, er gehört auch zu den größten der Erde: Wie ich bereits im Artikel zu Abakan geschildert habe, wo der Stausee endet, ist der künstliche See 388 Kilometer lang und bis zu 15 Kilometer breit. Aufgestaut wird der nach der Millionenstadt Krasnojarsk benannte Stausee aber bei Diwnogorsk, einer kleinen Stadt etwa 35 Kilometer westlich von Krasnojarsk. Bedingt durch die Lage an den Ausläufern eines Gebirges im Rücken der Stadt und den eindrucksvollen Felswänden auf der anderen Seite des Jenisseis erhielt Diwnogorsk seinen Namen: Diesen könnte man wörtlich mit „Stadt an den wunderbaren Bergen“ übersetzen. Von Krasnojarsk kommt man am besten per Marschrutka nach Diwnogorsk, diese fahren oft (sobald sie vollbesetzt sind) und sind preiswert (67 Rubel die Fahrt). Alternativ ist die Kleinstadt mit ihren etwa 30.000 Einwohnern zwar per Elektritschka zu erreichen, doch der Vorortzug pendelt nur einmal am Tag, dazu zu äußerst ungünstigen Zeiten (einmal am späten Nachmittag in Krasnojarsk startend, zurück fährt er weit nach Mitternacht).
Im Hintergrund die Staumauer des Krasnojarsker Stausees, im Vordergrund ein ramponiertes Werbeplakat für den Vorsitzenden der Gesetzgebenden Versammlung der Region Krasnojarsk, Aleksandr Uss: „Für uns, für unsere Region, für Uss.“
Der im Volksmund auch Krasnojarskser Meer genannte Speichersee wird einige Kilometer flussaufwärts von Diwnogorsk aufgestaut. Das im 124 Meter hohem Damm befindliche Wasserkraftwerk nahm zum 50. Jahrestag der Oktoberrevolution im November 1967 seinen Betrieb auf (Fotos vom Bau finden sich hier). In seiner jetzigen Ausbaustufe besitzt das Kraftwerk zwölf Turbinen mit einer Gesamtleistung von 6.000 Megawatt. Das bedeutet den zweiten Platz in Russland und aktuell Platz 12 in der Welt. Erstaunlich ist, dass laut Wikipedia das allein das Krasnojarsker Aluminiumwerk mehr als zwei Drittel des erzeugten Stroms verbraucht.
Wie das überdimensionierte „Ortseingangsdenkmal“ Diwnogorsks mit seiner Lobpreisung auf die Leistungen der Arbeiter bereits bei der Ankunft verdeutlicht, entstand die Stadt im Jahr 1957 als Arbeitersiedlung für den Bau des Krasnojarsker Stausees. Zahlreiche weitere Monumente und Straßennamen erinnern auch heute noch an die Gründungsgeschichte, im Ortskern sind nach wie vor einige schmucke Holzbaracken erhalten. Doch Diwnogorsk hat noch mehr zu bieten: Der Ort konnte sich in den letzten Jahren als Naherholungsziel für die Menschen aus Krasnojarsk etablieren. Am Jenissei-Ufer gibt es eine kleine Uferpromenade, die im Sommer sicherlich sehr einladend wirkt, im Winter locken einige Skipisten die Besucher aus der Stadt an.
Denkmal für Andrej Botschkin, dem Bauleiter des Krasnojarsker Wasserkraftwerks und etlicher weiterer sowjetischer Anlagen
Komsomol-Straße
Ein alter Moskwitsch im Schnee
Blick über den Platz der Pioniere auf den Jenissei
„Erstes Zelt“-Denkmal zur Errichtung der Stadt
Blick über den Jenissei zum anderen Ufer
„Diwnogorsk – Stadt des Sports und der Gesundheit“
Wanderung zum etwa fünf Kilometer entfernten Staudamm. Unterwegs mit meinen Kommilitonen Renato und Kalojan.
Tourismusoffensive an der R257/M54
Denkmal für die beim Bau des Damms verwendeten Fahrzeuge und ihre Fahrer.
Brücke über den Jenissei, unmittelbar vor der Staumauer
Rückweg, im Hintergrund die bereits erwähnte Brücke über den Jenissei