Der noch verwaiste Haupteingang des Universitätshauptgebäudes – seit 2008 wird es umgebaut und modernisiert. Die Umbauarbeiten scheinen sich aber noch etwas hinzuziehen und nicht wie geplant dieses Jahr beendet werden.
Wenn man im Russisch-Kurs die Namen aller 15 ehemaligen Sowjetrepubliken und ihrer Bewohner lernt, der Augustkrieg 2008 in jeder Veranstaltung zumindest angerissen wird und wenn im Uni-Gebäude der „Economics“ alle 45 Minuten die Klingel ertönt, dann weiß man, dass man in Georgien studiert. Nach der dritten Uni-Woche kann man dann schon mal einen kleinen Vergleich zu den gewohnten Strukturen wagen.
Natürlich fallen einem die kleinen Unterschiede, wie die obigen, zuerst auf. Eine Vorlesung dauert zwar auch 90 Minuten, allerdings gibt es nach der Hälfte der Zeit eine kurze Pause. Bei vier zusammengelegten Semesterwochenstunden Georgisch heißt das dann, dreimal eine Viertelstunde Pause – und am Ende die anstrengendste Veranstaltung der ganzen Woche.
Ungewohnt sind auch die Zwischenprüfungen zur Semesterhälfte, konkret wird das Mitte November sein. Auch scheint die riesige Uni mit ihren langen Gängen ständig wie leergefegt zu sein. Das mag eventuell daran liegen, dass die Studenten rauchend und tratschend den Eingang blockieren und damit ihre Kommilitonen vom arbeiten und sich selber vom Heimweg abhalten.
Aber eigentlich ist es auch gar nicht sooo anders. Denn die beiden englischsprachigen Vorlesungen die ich besuche, „Post-Soviet Politics“ und „Transformation in the South Caucasus“, werden von zwei jeweils sehr engagierten und jungen Professoren gehalten. Man muss sich zwar – wie auch in Jena – zu den jeweiligen Veranstaltungen durch seitenweises Hintergrundwissen arbeiten und (relativ) vorbereitet zur Vorlesung erscheinen. Doch auch wenn man dies einmal weniger gründlich machen sollte (was natürlich niemals vorkommt…), ist das kein Beinbruch, da man gemeinsam mit dem Professor die Kernfragen diskutiert. Positiv ist auch zu bemerken, dass die Profs durchaus sehr kritisch und reflektiert mit der georgischen Politik umgehen. Und grundlegend wird ja auch nur mit Wasser gekocht, will heißen, dass die Theorien oder Methoden überall die gleichen sind.
Und auch zum Arbeiten geh ich nach wie vor in die Bibliothek. Diese wird zwar zeitweise auch als Vorlesungsraum genutzt und die Angestellten lieben laute und nervige Klingeltöne, aber dafür ist die Fakultätsbücherei ganz gut ausgestattet, sogar ein paar deutschsprachige Einführungswerke (die üblichen Verdächtigen: Lauth, Knapp & Co) stehen in den meterhohen Regalen. Und über Jacken, Laptoptaschen oder Getränke regt man sich auch nicht auf.
Die unieigene Kirche auf dem Campus.
Der eigentliche „Haupteingang“ mit einigen wenigen Studenten davor – war ja auch Freitag!