Bereits in der letzten Mai-Woche fand die von der Uni Regensburg unter Leitung von Professor Klaus Buchenau organisierte Exkursion zum Thema „Der westliche Schwarzmeerraum als Geschichts- und aktuelle Grenzregion“ statt. Um also die lange Leerlaufzeit der (bisher leider gänzlich) reisefreien Sommerferien zu überbrücken, hab ich mich dazu entschlossen, auch hier im Blog kurz darüber zu berichten, einige Fotos zu zeigen (die meisten davon hab ich bereits kurz nach der Reise bei Facebook veröffentlicht) sowie das Gespräch mit dem gagausischen Regierungschef Michail Formuzal zu dokumentieren.
Vertreter der Lipowaner in Sarichioi, gelegen am Razim-See, begrüßen die Reisegruppe
Per Flugzeug, mit Lufthansa natürlich, ging es für sieben Tage ins östliche Rumänien, genauer gesagt in die Region Dobrudscha zwischen Donau und Schwarzem Meer gelegen. Zudem besuchten wir für einen Tag Moldawien, genauer gesagt Gagausien. Der geplante Abstecher in die Ukraine musste aufgrund der schlechten Transportwege, der begrenzten Zeit und wohl auch aufgrund der dortigen Situation abgesagt werden. Letztendlich führte die Tour von Bukarest, über Constanţa, Tulcea und Galați wieder zurück in die rumänische Hauptstadt. Zu den Highlights der Reise gehörten die Gespräche mit Vertretern der Lipowanern im Dorf Sarichioi, einer russischsprachigen Minderheit von Altgläubigen, die Treffen mit Iman Nuredim Amdi der Azizye-Moschee in Tulcea und Erzbischof Cassian in Galați sowie der Tagesausflug in das Donaudelta, wo man noch deutlich die Folgen der Flut in Serbien und Bosnien sehen konnte:
Durchgeplante Exkursionen bieten einige Vorteile gegenüber dem individuellen Reisen: Für die Übernachtungen gibt es Luxusherbergen (nicht unter drei Sternen) mit Halbpension, einen modernen Reisebus, der einen direkt von A nach B bringt, ohne dass man sich um Fahrpläne und Transportmittel die geringsten Gedanken machen muss, sowie – ganz wichtig – interessante Gesprächspartner, die man vermutlich selbst nur mit wesentlich mehr Aufwand treffen würde.
Zur letzteren Kategorie gehört definitiv Michail Formuzal. Das Treffen mit dem ersten Mann Gagausiens und das Kennenlernen seiner Sicht- und Denkweise, zumal vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen der Ukraine und Russland sowie dem (damals) bevorstehenden EU-Assoziierungsabkommen Moldawiens, war höchst aufschlussreich. Während anderthalb Stunden stand uns der Regierungschef Rede und Antwort, so äußerste sich Formuzal im Gespräch unter anderem äußerst kritisch gegenüber der moldawischen Zentralregierung („Das hier ist Europa, Chișinău ist Afrika.“) sowie dem Vorgehen der Europäischen Union im Osten Europas. In Gagausien sei man hingegen auf dem richtigen Weg („Das gagausische Politikmodell, dass wir hier aufgebaut haben, entspricht den europäischen Kriterien.“).
Im Herbst soll eine Website der Uni Regensburg online gehen, auf der die Ergebnisse der Reise zusammenfassend dargestellt werden und die auch ein sehr detailliertes Reisetagebuch umfassen wird.