Erste Liga – vorbei, zweite Liga – vorbei, Regionalliga – auch schon vorbei. Nur die EM steht vor der Tür. Um trotzdem Fußball erleben zu können und dann auch noch von der berühmt berüchtigten „Basis“, ging’s mit Markus spontan nach Schmölln, um dort das letzte Spiel der Thüringenliga zwischen Gastgeber SV 1913 Schmölln und den Amateuren aus Erfurt zu sehen.
Nicht irgendein Schmölln, DAS Schmölln in Thüringen!
Für die Rot-Weißen ging es noch um den direkten Aufstieg in die Oberliga, wenn man das eigene Spiel gewinnt und der SV Schott Jena ihr Spiel gleichzeitig nicht gewinnen sollte.
Mit Bier unterm Arm machten wir zwei uns also los in die ostthüringische Kruste. Bei perfektem Wetter und zügiger und unerwartet angenehmer Zugfahrt (weil Klimaanlage an Bord) erreichten wir das Örtchen/Dorf kurz vor zwei Uhr bei sengender Hitze. Menschen sahen wir zwar nicht allzu viele, doch zu unserem erstaunen hatte die Einkaufsmall (= Penny Markt) noch auf und das sogar bis 19 Uhr!
Knopfstadt Schmölln, was es alles gibt …
Bier kauften wir trotzdem (noch) nicht, da es selbiges nur in Sixpacks gab und diese auch für uns enorme Menge bis zum Spielende sicherlich kochend heiß geworden werde und somit nur sehr schwer genießbar. Nach einer Wanderung quer durchs Dorf kamen wir nach 20 Minuten an der Landstraße nach Nirgendwo gelegenen Arena an. Für diese Liga eigentlich total unüblich, hatte diese noch ihren Namen wie eh und je: „Sportplatz Sommeritzer Straße“.
Gerda und Inge – gleichzeitig auch Secruity!
Am Kassenhäuschen begrüßte uns die Mutti vom Präsidenten/Manager/Sportdirektor/Hauptsponsor noch persönlich und gewährte uns den Studentenrabatt für 2,50€. Ein Päarchen was direkt vor uns stand, wunderten sich erst ob der nicht erwarteten Spielansetzung, erkannten dann aber nach mehrmaliger Nachfrage ob man denn hier nicht in Dorf Z, beim Spiel gegen Dorf Y sei, dass sie im falschen Dorf gelandet waren und trollten sich wieder. Vermutlich wollten sie ein anderes Spitzenspiel an diesem Nachmittag besuchen.
Zur Stärkung gab es dann eine leckere Bratwurst und Bier zu (für Deutschland) traumhaften Preisen. Auch die Toiletten im Vereinsheim dufteten frisch, hier fühlte man sich wohl!
Fantrennung wurde klein geschrieben und auch die Polizeipräsenz grenzte gegen Null. Scheinbar rechnete man nicht mit randalierenden Hooliganhorden an diesem lauschigen Fleckchen Erde.
VIP Bereich (vorne) und Presse/TV Bereich (hinten)
Immerhin wurden alle Klischees dieser unteren Fußballklasse bedient: halbstarke Dorfultras (zwei hübsche Banner und ein Bengalo als Saison-Abschlusschoro nach dem Spiel), pöbelnde Opis mit Hut und Spielermuttis. Als absolutes Highlight entpuppte sich der „Stadionsprecher“, welcher in seiner eigens für ihn angefertigte Hütte neben dem VIP-Bereich die besten Kinder-Techno Hits auflegte.
Er hatte auch die Ehre sich bei den insgesamt rund 200 Zuschauer im Rund zu bedanken, dabei kamen schätzungsweise 30 aus Erfurt (ohne Mannschaft…).
Zum Spiel: Erfurt war die erste Halbzeit klar überlegen, nutzte die Chancen aber nicht konsequent genug, sodass es mit einem 0:1 in die Pause ging. In Halbzeit zwei ergab sich dann ein ähnliches Bild, nur Schmölln bekam jetzt die eine oder andere Gelegenheit ein eigenes Tor zu erzielen. Wirklich brenzlig wurde es aber für den Erfurter Tormann nie und nach dem 0:2 war dann auf beiden Seiten endgültig die Luft raus und das Spiel entschieden.
Nach dem Abpfiff wurde es dann noch mal richtig spannend, denn Jena kam bis zur 82. Minute nicht über ein 0:0 hinaus. Nach endlosen Wartens, aufgrund keines endgültig bestätigtem Endergebnisses (der Ticker streikte und auch sämtliche „Informanten“ konnten nix genaueres sagen), wurde dies dann doch per Handy durchgesagt und die Erfurter konnten sich über die unerwartete Schützenhilfe freuen und den direkten Aufstieg freuen und feiern.
Für uns einzigen Zugfahrer ging’s mit Penny-Sixpack zurück nach Jena. Insgesamt sieben Stunden unterwegs, für eine Flucht in eine heile (Fußball)-Welt.