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Das „Neue Prypjat“

Wahrend Julian das Interview mit einer Evakuierten der Tschernobyl Katastrophe aus Prypjat vorbereitet, machen sich Paul und Marco auf in das nahe gelegene Tschernobyl-Museum sowie dem Stadtmuseum von Slawutytsch.

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Eindruecke aus Slawutytsch – rechts unten ist unsere Wohnung zu sehen

 

Die Stadt ist nur 7qkm gross, sodass quasi alle wichtigen Punkte sehr schnell zu Fuss zu erreichen sind. So ist auch das Museum leicht zu finden. Dort angekommen ist zwar erst einmal die Tuer verschlossen, doch weisst ein Hinweis auf einen zweiten Eingang.

 

Wir oeffnen die Tuer und stossen ersteinmal auf ein volles Buffet. Doch es ist kein Mensch zu sehen. Durch einen offenen Spalt spaehen wir in einen grossen Saal, in dem ein Treffen zur Nutzung von Atomernergie stattfindet. Zumindest ist das unsere Vermutung. Im allgemeinen finden hier in Slawutytsch oft Veranstaltungen dieser Art statt.

 

Nach kurzer Zeit ist die Veranstaltung zu Ende und wir versuchen an einen englisch sprechenden Teilnehmer der Diskussionsrunde zu gelangen. Schon die zweite Anfrage landete einen Volltreffer: wir gelangten an den Leiter des Tschernobyl Museums, der uns sodann ausfuehrlichst durch die Austellung fuehrt und uns die Geschichte des Kraftwerks, Prypjat sowie Slawutytsch erlaeutert.

 

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In der Tschernobyl Austellung – im Hintergrund die Uhrzeit zum Zeitpunkt der Explosion

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Eroefnungsschluessel des Kernkraftwerkes in Tschernobyl

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Gaestebuch des Weltkriegsmuseums in Tschernobyl – letzter Eintrag wurde am Tag der Katastrophe von einer Kiewer Schulklasse gemacht

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Modell des Sarkophags

Die Bauarbeiten bzw. die ersten Strukturarbeiten wurden im Jahre 1970 begonnen und der Reaktor wurde im Jahre 1977 feierlich eroeffnet. Dieser war also zum Zeitpunkt der Katastrophe nicht allzu alt. Allerdings gehoert die Art von Reaktoren welche in Tschernobyl verwendet werden zu den risikoreicheren. In der Ukraine existiert diese Art von Reaktoren nicht mehr, allerdings sind diese noch zahlreich in Russland zu finden, u.a. bei St. Petersburg.

 

Bei der Explosion des Reaktores, wo die 200 Tonnen Schwere Stahlplatte ueber den Reaktorstaeben gesprengt wurde, kamen 5 Menschen ums Leben. Deren Ueberreste wurden durch die sehr grosse Hitze, z.T. wie in einem Vulkan, nie gefunden. Insgesamt hingen im Gedaechtnisraum die Portaits der direkten 30 Opfer, die selben wie auf dem Tschernobyl Denkmal am Hauptplatz der Stadt. Wieviele Opfer letztendlich indirekt, durch Strahlung, gestorben sind, darueber streiten sich immer noch zahlreiche Wissenschaftler. Mehrere Zehntausende Opfer sind moeglich, hinzu kommen weitere noch nicht absehbare Spaetfolgen.

 

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Bauarbeiten zur Errichtung von Slawutytsch – die Stadt wurde in mitten eines Waldes errichtet, der erst gerodet werden musste und nachher mit mehreren Lagen Erde aufgeschuettet wurde umd die Haeuser zu tragen

 

Nach dem sehr interessanten Besuch dieser Ausstellung, in Kiew befindet sich noch eine weitaus groessere, hatten wir die Moeglichkeit uns das Stadtmuseum des jungen Slawutytsch anzusehen. Eine Besonderheit stellt die genaue Fotodokomentation vom Anfang an dar. So wurde jeden Monat ein Buch gedruckt, welches die genauen Bauarbeiten und Fortschritte dokumentiert.

 

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Das Modell der Stadt – Paul im Gespraech mit dem Museumsdirektor

 

Ein grosses Model der Stadt zeigt die Charakteristik dieser geplanten Vorzeigestadt. Denn noch immer gibt es hier ueber Hundert Aerzte, ein kostenloses Schwimmbad, ein kleines Stadion sowie mehrere Schulen. Fuer eine kleine Stadt wie Slawutytsch ist dies schon etwas besonderes. Der Direktor des Museums erzaehlte uns, sogar in gebrochenen deutsch, dass heute etwa 60 Deutsche in der Stadt leben. So wurde unter anderem die Bahnstrecke von Slawutytsch zum Kraftwerk von drei deutschen Architekten geplant. Eine Fahrt mit der Bahn zum Kraftwerk ist fuer EU-Buerger kein Problem, so sagte man uns, allerdings benoetigt man ein Transitvisum fuer Weissrussland.

 

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Tschernobyl Denkmal

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Detailansicht

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Aufbauarbeiten zum Herbsfestival

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