Ein Teil der Altstadt, aufgenommen Ende der 1880er.
Tbilissi ist durchzogen von breiten Prachtstraßen, die oft sechs oder acht Fahrspuren haben. Zwar kann man diese durchaus oberirdisch überqueren, sicherer ist aber der Weg durch eine der wenigen Unterführungen. Dort befinden sich fast immer Läden die Nippes veräußern, Omas die Sonnenblumenkerne verkaufen oder Menschen die andere Menschen um eine Spende bitten.
Nur an die Unterführung am Freiheitsplatz ist es etwas anders. Nicht nur, dass diese als mutmaßliches Prestigeobjekt einigermaßen renoviert ist, hier spielen auch Bands mit Schlagzeug und E-Gitarre ihre Musik, die bettelnden Omas sind schicker angezogen und dort gibt es auch ein paar Bücherstände. In ihrem Sortiment finden sich neben georgischen und russischen Werken des öfteren auch welche auf englisch und deutsch.
Bei einem der Händler fiehl mir neben einigen deutsch-sprachigen Büchern auch eine Postkartensammlung des „Old Tbilisi“ ins Auge. Für 10 Lari nahm ich die Karten mit, die wie sich später herausstellte Aufnahmen des einflussreichen Fotografen Dmitri Ermakov zeigten. Die 1984 gedruckte Serie zeigt das Tbilissi Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts. Aber sogar mein Professor, dem ich die Fotos zeigte, meinte, dass man vieles nicht mehr wiedererkennen würde, da sich seitdem unheimlich viel verändert hat (das zu beweisen oder zu widerlegen wird Grundlage für eine der nächsten Tbilisser Fotoserien von mir ;-)). Glücklicherweise stehen aber auf der Rückseite einige Informationen, an denen man sich etwas orientieren kann. Die interressantesten Fotos zeige ich hier im Blog, alle anderen sind bei Flickr zu finden (die Postkarten sind nur abfotografiert, deswegen auch die Kontrastarmut).
Caravansarai, Avlabari-Brücke über die Kura. Im Hintergrund ein Teil der Altstadt. Das Foto stammt aus den 1890ern. Interressant ist, dass die Kura heute eher gemächlich durch Tbilissi fließt, denn nach und nach wurden unzählige Dämme zur Stromerzeugung in den Fluß gebaut.
Eine Gruppe von „Karachokheli“ (zu Deutsch in etwa „die die einen schwarzen Mantel tragen). Foto wurde 1903 oder 1904 aufgenommen.
Der Chugureti-Bezirk, ein Teil der Altstadt mit der früheren Karl-Marx-Brücke und Wassermühlen an der Kura. Foto von 1895.
Eine Straßenbahn in der früheren Baratashvili Straße, 1910. Im Jahr wurden in Tbilissi die letzten Straßenbahnstrecken stillgelegt, aufgenommen wurde der Straßenbahnbetrieb 1883. Angeblich will man aber die Tram wieder reaktivieren…
Der Platz der früher nach der armenischen Hauptstadt Jerewan, später nach Lenin beannt wurde, heisst nun Freiheitsplatz. Foto von 1889 oder 1890.
Die Sioni Straße am Anfang des 20. Jahrhunderts.
Die frühere Golovin, jetzige Rustaveli, Avenue mit der heute nicht mehr existierenden russisch-orthodoxen Kirche. Dort steht heute das georgische Parlamentsgebäude. Aber auch nicht mehr lange, denn in Kutaisi wird momentan ein neues gebaut. Fotos am Anfang des 20. Jahrhunderts.