Das es für Lwiw und Charkiw keine Berichte gab lag daran, dass es nicht allzu viel zu berichten gegeben hätte. Zumindest keine Anekdoten, die über das üblich erzählenswerte hinausgehen – Stadtbummel, nette Menschen, unspektakuläre Weiterfahrt. Nun soll es aber ein paar Worte zur Fahrt nach Bratislava geben.
So konnte ich das Ticket für den Nachtzug erst wenige Stunde vor der Abreise kaufen, und dies auch nur am internationalen Schalter im Bahnhof von Lwiw (dazu sei gesagt, dass der Bahnhof etwas außerhalb des Zentrums liegt und man deshalb nicht „einfach mal so“ dort vorbeigehen kann). Das liegt vermutlich damit zusammen, dass der Zug aus Moskau kommt und es anscheinend keinen internationalen Belegungsplan gibt. So bekommt man dann auch für den ziemlich happigen Reisepreis ein ganzes „Ticketheft“ ausgehändigt: Bettkarte, Belege, Tickets und Durchschläge der Tickets – alles zusammengetackert. Etwas verwirrend, scheinbar auch für die Frau am Schalter, die einen verhängnisvollen Fehler machte. Aber der Reihe nach.
Die günstigste Variante mit dem Zug von Lwiw nach Bratislava zu kommen ist, wenn man nur ein Ticket zum ersten Halt in der Slowakei löst. Dieser Haltpunkt ist Kosice, wo weitere normale slowakische Kurswagen an den Moskauer Zug angehängt werden. In der zweitgrößten Stadt der Slowakei hat man dann auch genug Zeit um sich das Ticket von dort bis Bratislava zu kaufen und um sich danach noch im bahnhofsinternen Lidl mit Frühstück einzudecken.
Doch zurück zu meinem Fall. Die slowakisch-ukrainische Grenze war also bereits längst hinter uns gebracht, was natürlich ebenfalls den Wechsel der Zugbegleiter mit sich bringt. Der russischen Schaffnerin fiel der Fehler nicht auf, doch ihre „frische“ slowakische Kollegin erkannte den Ausstellungsfehler sofort: Mein Ticket war für die Strecke Lwiw in Richtung Budapest ausgestellt. Was mir nicht bewusst war, denn ich dachte, der Zug würde über Bratislava eben nach Budapest fahren, was für mich natürlich nicht widersprüchlich gewesen wäre. Allerdings gibt es zwei Zugpaare, denn im ukrainischen Tschop – kurz vor der Grenze – teilten sich diese. Ich war nun mit dem falschen Ticket im richtigen Wagen (aus meiner Sicht), aber natürlich ohne jegliches Ticket unterwegs (aus der Sicht der Schaffnerin).
Merkwürdigerweise, und das dient mir dann auch als Argumentationsbasis, war meine Bettkarte korrekt bis Kosice ausgestellt – also dorthin, wo ich hinwollte. Nun meinte aber die Schaffnerin, dass ich davon unabhängig ein Ticket für die Strecke von Tschop bis Kosice bräuchte, weil ich ja schließlich keines hätte. Ich sah das natürlich nicht ein, auch weil der Nachtzug für die vergleichsweise kurze Strecke bereits mit rund 55 Euro zu Buche geschlagen hatte. Zudem war mir klar, dass die gute Frau in jedem Fall bis zum nächsten Stopp mitnehmen müsste – und der war sowieso Kosice. Mit sturer Verweigerungshaltung wartete ich einfach ab, lies die Frau schimpfen bis sie ob ihrer Erfolglosigkeit irgendwann resignierte und stieg wie geplant in Kosice aus. Dort stieg ich nach der üblichen Haltezeit in einen der neu angehängten Waggons wieder ein – diesmal aber mit einem gültigen Ticket nach Bratislava.