Es ist Freitag, es ist dunkel und ich befinde mich in Schleusingen, einem Örtchen südlich des Thüringer Waldes, direkt an der A73 gelegen und sogar mit einem McDonald’s gesegnet – zumindest für die Dorfjugend. Aber was mache ich eigentlich dort? Das fragte ich mich auch, als wir, vier Mitfahrerinnen und ich, nach mehr als anderthalb Stunden Fahrtzeit an der Gaststätte „Zur Sonne“ ankommen. Ich hätte auch in Jena zu einer WG-Party gehen können oder wäre einfach früh ins Bett gegangen. Nun stehe ich also auf einem matschigen Parkplatz.
Wir Fünf betreten einen Nebeneingang zum „Sonnenkeller“, bezahlen brav 3€ Eintritt und bekommen anstatt eines Stempels einen bunten Kabelbinder um das Handgelenk. Dass wir richtig sind, bemerk ich, als mir ein Veranstaltungsplakat von Nagasaki Camping auffällt.
Vor ein paar Monaten hatte ich von ihnen noch nie etwas gehört, allerdings von der Band Dachterrasse aus Jena. Ich sah sie vor etlichen Jahren im F-Haus bei einem Musikcontest und sie blieb mir in Erinnerung. So kontaktierte ich Dachterrasse zwecks Zusammenarbeit für den „Song des Monats“ auf to4ka-treff. Wie mir Robbie, der ehemalige Sänger, aber wenig später per Mail mitteilte existiere die Band schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr. Doch er hätte ein neues Projekt gestartet, Nagasaki Camping, was ich mir gerne anschauen könnte. Gesagt getan: An einem Freitag im November verabredete ich mich mit Robbie zum Interviewtermin bei ihm in der WG. Ich brachte Brötchen mit und wir frühstückten zusammen. André, Schlagzeuger der Band und wohnhaft in Leipzig, schaltete sich damals per Skype zu unserem Interview, besser gesagt dem Gespräch, hinzu. Die obligatorischen Bandfotos konnten wir logischerweise aufgrund nicht machen, sodass wir das auf das nächste Konzert verschoben – eben jenes in Schleusingen. So organisierte Robbie dann auch die Mitfahrgelegenheit für mich, es fuhren nämlich seine Mitbewohnerin und ihre Freundinnen dorthin.
Der Kreis schließt sich wieder und wir stehen nun in dem noch sehr leeren Konzertraum. Die Band finden wir nach kurzer Suche in der Gaststätte gleich nebenan. Auch ich nutze diese günstige Fügung und esse ein zweites Abendbrot, Würzfleisch mit Toast für 3,35€.
Den Abend eröffnet gegen 22 Uhr der Solokünstler Enrico von Hiller aus Erfurt, der mit ruhigen Liedern begleitet nur durch seine Akustikgitarre sehr zu überzeugen weiß. Danach soll es eigentlich direkt weiter gehen, doch der Veranstalter bittet darum noch eine halbe Stunde zu warten, damit eine Weihnachtsgesellschaft auch noch zum Konzert kommen kann. So nutze ich die Zeit um mit der Band auf dem Parkplatz ein paar Fotos zu schießen. Nachdem dann alle zu erwartenden Gäste eintreffen, kann nun auch der „Mainact“ anfangen. Die nette Location ist jetzt auch recht ordentlich gefüllt und Nagasaki Camping legen schwungvoll los. Besonders die Coverversionen von Dachterrasse kommen so gut an, dass zwei anwesende Ex-Mitglieder „gezwungen“ werden am Ende noch ein paar Zugaben der alten Hits zu spielen. So erhitzt sich der Keller noch mehr als es bei Nagasaki Camping schon der Fall war und die Nacht wird auch immer länger.
Berauscht von Hitze, ein wenig Bier aber auch der Müdigkeit geht es bei leichtem Schneefall auf autoleeren Autobahnen zurück gen Norden. Um drei Uhr falle ich glücklich auf meine Matratze. Nett war’s.