„Damals haben wir gerufen: No Vote but a VOICE!“, das war 1998 zur Bundestagswahl. Seitdem gehören die Aktivisten von „The VOICE Refugee Forum“ dem Netzwerk „Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen“ an. Das Forum informiert über die schwierigen Lebensbedingungen von Flüchtlingen in Deutschland und die Menschenrechtslage in ihren Heimatländern. Das Karawane-Festival am ersten Juni-Wochenende ist dabei nur der diesjährige öffentliche Höhepunkt, der auf den täglichen Kampf für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten aufmerksam machen will.
Konkret geht es den politischen Flüchtlingen und Aktivisten darum, eine Gemeinschaft zu bilden, um so mit Solidarität und Einheit „den Angriffen des Staates und der Deportationsmaschinerie zu widerstehen“. Ihre Ziele sind dementsprechend klar formuliert, unter anderem protestieren sie gegen Menschenrechtsverletzungen, fordern ein allgemeines Recht auf Bewegungsfreiheit, freien Zugang zu Bildung und Arbeit oder das Ende der willkürlichen Polizeikontrollen.
Einen gänzlich anderen Anspruch verfolgt das Therapie- und Beratungszentrum refugio thüringen e.V., das sich speziell um die Flüchtlinge kümmert, die in ihrer Heimat Verfolgung, Folter und andere Gewalt erlitten haben. „Wir bieten primär Psychotherapie und Sozialberatung für traumatisierte Flüchtlinge an, damit sind wir das einzige psychosoziale Zentrum für Flüchtlinge in ganz Thüringen“, benennt Koordinatorin Dr. Anja Hense die anspruchsvolle Arbeit des Vereins. Der enorm hohe Bedarf kann nur zu Teilen abgedeckt werden – die Wartezeiten betragen momentan ein halbes Jahr. Das Angebot ist für die Betroffenen kostenlos und es wird eine psychotherapeutische Versorgung ermöglicht, die ihnen ansonsten überwiegend verwehrt bliebe. Eine Behandlung durch niedergelassene Fachärzte und Psychotherapeuten scheitert meistens daran, dass die Sozialämter eine Kostenübernahme ablehnen
und keine Dolmetscher zur Verfügung stellen.
Innerhalb Thüringens ist refugio sehr gut vernetzt, so arbeitet man eng mit anderen Flüchtlingsberatungsstellen und dem Flüchtlingsrat Thüringen zusammen. Letzterer ist ein unabhängiger Zusammenschluss von Aktiven aus Menschenrechtsund Flüchtlingsgruppen, Gewerkschaften, Kirchen und Parteien. Er versteht sich als Interessenvertretung und als Thüringer Netzwerkstelle für die Flüchtlingsarbeit. Für die Organisatoren, aber auch für die in Thüringen tätigen Vereine, Zusammenschlüsse oder Verbände wie die Diakonie ist das Karawane-Festival das Sprachrohr,
um für ihre zivilgesellschaftlichen Anliegen und den Abbau von Vorurteilen und Diskriminierungen zu werben – die Flüchtlinge werden ihre Stimme bekommen.
Erschienen im Akrützel Nr. 282