Für mich war es die letzte graue Unbekannte im (Süd-)Osten Europas: Kroatien. Auf dem Weg nach Bosnien und Herzegowina war ich bereits zweimal durch das neueste EU-Mitgliedsland gereist (2011 und 2014), doch außer einem Stopp an einer Autobahnraststätte hatte ich bisher rein gar nichts von dem beliebten Urlaubsziel gesehen.
Das sollte sich nun endlich ändern: Zwei Wochen Kroatien, die Küste entlang und dort vor allem auf den Inseln Dalmatiens. Zagreb ist von München mit dem Zug an einem halben Tag erreichbar, von dort dauert es mit dem Bus noch ein paar Stunden mehr und man ist an der Adria (Züge sind innerhalb Kroatiens, wenn überhaupt, nur von Zagreb nach Split eine Option. In den meisten Fällen sind die Überlandbusse deutlich schneller und preiswerter).
Die Eindrücke sind noch frisch, die Impressionen noch mehr als lebendig. Ist Kroatien nun ein tolles Reiseziel, gerade für Backpacker? Ich sage: Jein.
Nein, weil gerade die Küstenorte selbst im Spätsommer mehr als überlaufen sind, die Preise vieler Restaurants sogar das Münchner Niveau locker überbieten und das Land trotz seiner auf Touristen ausgelegten Infrastruktur einige nervige Fallstricke bereit hält (dazu unten mehr).
Doch auch ja, weil gerade die abgelegeneren Inseln noch einige weniger ausgetretenen Pfade bereithalten, die privaten Unterkünfte (noch?) preiswert und gut sind und ich in kaum einem Land dermaßen viele englischsprechende Einheimische getroffen habe – von der Bäckerei-Verkäuferin bis zum Busfahrer. Allen waren sie offen und hilfsbereit. Dazu kommt natürlich das hervorragende Essen (insbesondere Meeresfrüchte und Fisch) und das gute Bier (Weintrinker kommen natürlich auch auf ihre Kosten).
Trotzdem oder gerade deswegen ein paar “Überlebenstipps”, abgeleitet von meinen Erfahrungen:
■ Je schwieriger die Inseln zu erreichen sind und desto unregelmäßiger sie angefahren werden, desto angenehmer (und bezahlbarer) der Aufenthalt. Besonders gut gefallen hat mir Vis (unbedingt eine Inselrundfahrt machen, die ist auch mit dem Fahrrad relativ problemlos möglich) und Dugi otok.
■ Über die Fahrpläne der Fähren sollte man sich vorher online informieren (die wichtigsten Unternehmen sind Jadrolinija und Kapetan Luka (Krilo) sowie G&V Line), da die Mitarbeiter an den Ticketschaltern sich nicht immer bestens auskennen und sogar – aus mir unerfindlichen Gründen – selbst nach expliziten Nachfragen die Verbindungen mit Katamaranen nicht nennen (zweimal passiert).
■ In den Städten kauft man die Bustickets (beziehungsweise in Zagreb die Tickets für die Straßenbahn) am besten an den Kiosken in der Nähe der Haltepunkte, dort sind sie günstiger. In Dubrovnik beispielsweise 12 (1,60 Euro) statt 15 Kuna (2 Euro) und/oder es gibt spezielle Angebote, wie in Zadar, wo zwei Fahrten 16 (2,15 Euro) statt 20 Kuna (2,70 Euro) kosteten.
■ Bei längeren Überlandfahrten zwischen zwei Städten (beispielsweise von Zadar nach Split) sollte man explizit nachfragen, ob der Bus über die Autobahnen/Schnellstraßen fährt. Denn es gibt Verbindungen, gerade an der Küste, bei denen der Fahrer jeden Ort abklappert, was die Fahrzeit leicht verdoppeln kann. Ungewohnt: Jedes Gepäckstück im Stauraum kostet noch einmal extra.
■ Kroatien hat ein Pfandsystem aus der Hölle: Auf Glasflaschen werden in der Regel 1,25 Kuna (17 Cent) Pfand erhoben. Soweit, so gewohnt. Ärgerlich für Reisende ist, dass die Flaschen nur in exakt dem selben Laden abgegeben werden können, wo sie zuvor erworben wurden (selbst ein anderer Supermarkt der gleichen Kette verweigert die Annahme). Zudem muss der Einkaufszettel aufgehoben werden, da die Kassierer penibel überprüfen, ob die Flaschen tatsächlich im jeweiligen Markt gekauft wurden.
■ Dubrovnik ist zwar nett, aber die Touristenhochburg Kroatien schlecht hin: Die Gässchen sind überfüllt, die Preise teils unverschämt: So kostet der Eintritt auf die Stadtmauer stolze 150 Kuna (20,20 Euro), soviel kostet auch die Hin- und Rückfahrt mit der neuen Seilbahn auf den nahen Berg Srđ (ein alternativer, auch bei größter Hitze problemlos zu Fuß erreichbarer Aussichtspunkt befindet sich hier). Auch um das “Sylt Kroatiens”, Hvar sollte man einen Bogen machen: die Stadt war selbst Anfang September noch überfüllt, sie ist zudem teuer und insgesamt vergleichsweise unspektakulär.
■ Bereits wenige Kilometer entfernt von den Touristenhochburgen sind die Preise der Restaurants deutlich günstiger, das Essen teils sogar besser, die Bedienungen und Köche bemühter und die Strände wesentlich leerer. Tipp: Von Korčula-Stadt nach Račišće die Küste entlang radeln (rund 28 Kilometer hin und zurück, es fährt aber auch ein Bus).
PS: Nur damit keine Missverständnisse entstehen: Kroatien ist ein extrem sicheres Reiseland. Die “Reisewarnungen” der Überschrift spielen auf die kleinen Hindernisse, Einschränkungen und Eigentümlichkeiten des Landes an.