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Es Fogueró Palace auf Mallorca: Große Pläne, zugewucherte Ruinen und ein brutaler Mord

Einst strömten Nacht für Nacht 2000 Menschen in das Revuetheater „Es Fogueró Palace“ im Nordosten von Mallorca. Doch schon nach wenigen Jahren schließt der Unterhaltungstempel für immer seine Türen, zu unrentabel ist das Geschäft. Große Schlagzeilen macht der Ort erst wieder, als dort ein Toter gefunden wird.
Port d\'Alcúdia
Inmitten eines riesigen Asphaltplatzes erhebt sich das Betonmonster. Zugewuchert mit Büschen und Unkraut, übersäht mit Graffiti. „Es Fogueró“ steht in großen, Flammen nachempfundenen Lettern auf den Seitenwänden, daneben sind etliche Palmen gemalt.

Die Größe des Baus fällt sofort auf. Dass im „Es Fogueró Palace Alcudia“, so der komplette Name, am Stadtrand von Port d’Alcúdia an der Nordostküste von Mallorca einmal allabendlich tausende Menschen gefeiert haben müssen, wird schon beim ersten Blick auf den Koloss deutlich.

Umso mehr, blickt man hinein in das mehrgeschossige Gebäude. Drinnen offenbaren sich eine riesige, dreh- und versenkbare Bühne, eine große Terrasse und ein alles überspannender Oberrang. Von Balkonen aus kann man hinunter aufs Meer schauen. Draußen springen an diesem Tag zwei Skater über eine kleine Rampe, die sie an mehreren trockengelegten Pools und Brunnen aufgebaut haben. Aber was ist mit dem Palast passiert? Warum ist er heute sich selbst überlassen?
Port d'Alcúdia

Pferde, Wasserspiele, Flamenco-Shows – nach drei Jahren ist alles vorbei

Die Pläne für den „Es Fogueró Palace“ waren von Beginn an gigantisch. Als das Revuetheater mit angeschlossenem Gastronomiebetrieb am 9. August 1989 öffnete, war keine geringerer als Julio Iglesias zu Gast. 2000 Menschen sollen an dem Abend in den Showpalast geströmt sein, wie das „Mallorca Magazin“ berichtet.

Das war aber nur der Auftakt. Im „Es Fogueró Palace“ gab es echte Pferde auf der Bühne, Wasserspiele, Flamenco-Shows, Big Bands – und dazu immer kulinarisch Ausgefeiltes wie Exklusives. Der Gründer des Revuetheaters, der Geschäftsmann und Nachtclubbesitzer José Casas, hatte das Konzept zuvor schon erfolgreich in der Inselhauptstadt Palma umgesetzt. Im Touristenort auf der anderen Seite Mallorcas scheiterte er damit aber bereits nach kurzer Zeit.

Zu teuer der Eintritt, zu spitz die Zielgruppe, zu abgelegen die Lokalität. Aus dem Revuetheater wurde eine Diskothek, doch auch dort bleiben die Besucher aus, der Betrieb rechnete sich nicht. Schon 1992, nur drei Jahre nach der Eröffnung, schließt das „Es Fogueró Palace“ endgültig seine Türen – und rottet seitdem vor sich hin.
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Der Unterhaltungspalast wird zum Wohnort für Obdachlose

Zwar versuchte die Stadtverwaltung von Alcúdia dem Betonkoloss immer wieder mit den unterschiedlichsten Ideen Leben einzuhauchen. Aber statt Investoren kamen Obdachlose, Skater und Graffiti-Künstler, die das Gebäude am Rand eines Industriegebietes in Beschlag nahmen.

Erst im Juni 2010 macht die Örtlichkeit wieder groß Schlagzeilen: Am Fuße einer Treppe des ehemaligen Unterhaltungstempels wird ein Toter gefunden. Er liegt in einer großen Blutlache, die Polizei geht zuerst von einem Unfall aus, von einem fatalen Sturz aus größerer Höhe. Der 61-jährige hatte mit anderen Obdachlosen schon länger in dem Gebäude gelebt, Probleme soll es aber nie gegeben haben.

Doch nach der Autopsie der Leiche wird schnell klar: Der Mann wurde „Diario de Mallorca“ zufolge durch einen Schlag auf den Kopf mit einem stumpfen Gegenstand getötet.
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Ein Graffito erinnert an die Tragödie

Die mutmaßlichen Täter: Seine Mitbewohner, ein Geschwisterpaar aus Ecuador. Sie hatten den Mann getötet und den Tatort mit Hilfe eines Kolumbianers so inszeniert, dass es wie ein Unfall aussah, wie die Frau – die Lebensgefährtin des Getöteten – laut „Ultima Hora“ später der Polizei gestand. Die Ermittler gingen davon aus, dass ein Streit unter den Bewohnern des „Es Fogueró Palace“ eskaliert war.

Ein Graffito erinnert heute an die Tragödie: „La vida y la muerte. Si vives la vida debes vivir. Si vives la muerte, debes estar muerto. El camino que elija tu coracón hace que vivas!“ – „Das Leben und der Tod. Wenn Du das Leben lebst, dann musst Du leben. Wenn Du im Tod lebst, dann musst Du tot sein. Der Weg, den Dein Herz wählt, lässt Dich leben!“

Das Bob-Marley-Zitat soll der Bruder des 61-Jährigen im „Es Fogueró Palace“ gesprüht haben. Doch das ist wohl nicht mehr als ein Gerücht.
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